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"Fahre zur WM, um Traum zu verwirklichen"

"Fahre zur WM, um Traum zu verwirklichen"
06.02.2009

Slalomartist Reinfried Herbst im SN-Interview über seine WM-Chancen, Söhnchen Felix, Aberglauben und Nudelsuppen. Den Oberkörper frei, Schweiß auf der Stirn und die Sportteile diverser Zeitungen auf einem Tisch neben dem Ergometer: Reinfried Herbst radelte in den vergangenen Tagen im Sportzentrum Rif für die Operation WM-Medaille. Bevor er am Montag zu den Titelkämpfen nach Val d’Isère abhebt, baten ihn die SN noch zum Interview.

Seit dem Rennen am Sonntag in Garmisch standen Sie nicht mehr auf Skiern. Ist das vor einer so wichtigen Veranstaltung wie der WM gescheit?
Ich war nach Schladming und Garmisch total ausgepowert. Den ganzen Jänner ist es voll dahingegangen. Der Winter besteht ja nicht nur aus Rennen, sondern aus viel Schneetraining. Da brauche ich auch mal ein paar schneefreie Tage.

Was haben Sie sonst so gemacht?
Vormittags habe ich in Rif trainiert, an den Nachmittagen meiner Freundin Manu unseren Sohn abgenommen, damit sie auch mal was erledigen kann. Der Felix ist jetzt über ein Jahr alt und kraxelt überall rauf, man muss extrem aufpassen. Am Montag war ich außerdem auf der ISPO, ich hatte dort PR-Termine und Gespräche mit Blizzard über eine Vertragsverlängerung.

Und, wie sieht es aus?
Vor der WM werde ich sicher keine Entscheidung mehr treffen. Ich bin mit meinem Material super zufrieden. Es gibt aber noch andere Interessenten. Und klar ist, dass ich in den vergangenen Jahren verhältnismäßig günstig für Blizzard zu haben war.

Ihrem Siegski von Schladming haben Sie in Garmisch eine Pause gegönnt, damit er Sie bei der WM wieder zum Sieg fährt. Ist das Aberglaube?

Nein, nein! Man testet sich da heran, und irgendwann merkt man: Das ist der allerbeste Ski. Im konkreten Fall habe ich das bei meinem Sieg in Adelboden gemerkt.

Für wie viele Rennen kann man einen Rennski benützen?
Üblicherweise für fünf oder sechs. DieWMschafft dieses Paar schon noch.

Und wo befinden sich Ihre Siegerskier momentan?
Auf die passt mein Servicemann Armin Marak auf.

Ihre WM-Bilanz könnten Sie mit einer Medaille in Val d’Isère ziemlich verbessern.
Ja, ich war bisher nur in Aare am Start, und da bin ich auf Platz zwei liegend fünf Tore vorm Ziel ausgeschieden. Ich zähle in Val d’Isère sicher zu den Favoriten. Ob ich der Topfavorit bin, weiß ich nicht.

Wie groß ist der Druck auf einen Läufer wie Sie, der allein in den letzten vier Wochen vier Mal auf dem Stockerl stand, zwei Rennen gewonnen hat? Können Sie so kurz vor dem Tag X noch ruhig schlafen?

Vor einem Rennen kann ich immer gut schlafen. Die Einschlafschwierigkeiten habe ich eher nach einem Bewerb: Wenn ich dann über die Ereignisse nachdenke, ob im positiven oder negativen Sinn. Ich selbst mach mir ja vorher weniger Druck, ich weiß, was ich kann und konzentriere mich auf meine Aufgabe. Den Druck, der von anderen Seiten kommt, versuche ich zu ignorieren. Ich fahre nicht zur WM, um Geld zu verdienen, sondern um einen Traum zu verwirklichen. Meinen Traum von der Medaille.

Die könnte Ihnen schon am Mittwoch im Teambewerb gelingen. Oder zählt das nicht?
Natürlich zählt das. Ich gehe mal davon aus, dass ich dafür nominiert werde. Eine Team-Medaille würde eine gewisse Last von mir nehmen.

Um die Operation WM-Medaille zu verwirklichen: Achten Sie auch speziell auf Ihre Ernährung? Was essen Sie vor den Rennen?
Ich frühstücke meist um sieben Uhr ganz normal: O-Saft, Müsli, Nutellabrot – auch wenn das mein Ernährungsberater nicht so gern hört, aber das ist mir wurscht. Und zwischen dem ersten und zweiten Durchgang esse ich normalerweise noch eine Kleinigkeit, eine Nudelsuppe beispielsweise.

Die Familie schaut zu beim Slalom in Val d’Isère?

Vorm Fernseher ja. Die Reise wäre aber für Felix viel zu umständlich.

Das Gespräch führte Maria Mackinger - www.salzburg.com

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