Nach dem Riesentorlauf-Abbruch in Sölden beginnt am Wochenende auf finnischem Kunstschnee in Levi für die Slalom-Artisten der alpine Weltcup (Sa. Damen, So. Herren, jeweils 11 und 14 Uhr, live in ORF 1). Reinfried Herbst geht als Titelverteidiger in die Saison.
KURIER: Trotz Ihres Disziplinen-Sieges im Weltcup sind Sie bei der Sportlerwahl nicht in die Endausscheidung gekommen. Sind Sie verärgert? ?Reinfried Herbst: Ich bin enttäuscht. Und ein bisserl sauer, dass der Fokus gänzlich auf Vancouver gerichtet war und alles, was nicht mit Olympia zu tun hat, offensichtlich in Österreich nichts zählt.
Der Slalom ist jene Disziplin, in der es die größte Konkurrenz gibt. Was wissen Sie aktuell von Ihren ausländischen Gegnern?Nichts. Es interessiert mich auch nicht. Denn wenn man in einem so starken Slalom-Team wie dem österreichischen beim Training ganz vorne dabei ist, kann man davon ausgehen, dass man im Weltcup mitmischt.
Sie haben mit Mathias Berthold einen neuen Cheftrainer bekommen. Mussten Sie sich umstellen?Berthold hat als Fachmann gewusst, dass im österreichischen Slalom-Team so gut wie kein Handlungsbedarf bestanden hat. Christian Höflehner ist in seinem Amt als Slalom-Trainer bestätigt worden, worin ich den verdienten Lohn für die hervorragende Arbeit sehe.
Hat sich im Slalom an Material und Regelwerk etwas geändert?Noch nicht. Ich halte nichts von Schnellschüssen. Und dass die Tor-Abstände im letzten Winter enger wurden, finde ich positiv. Der internationale Ski-Verband ist auf dem richtigen Weg.
Benjamin Raich kritisiert, dass die Skier zu aggressiv seien. Ihm missfällt, dass die FIS nichts unternimmt. Raich bezieht sich auf den Riesentorlauf und da gebe ich ihm recht. Im Riesentorlauf werden inzwischen unglaublich hohe Geschwindigkeiten gefahren. Der TV-Konsument bekommt das gar nicht mit.
Fiebern Sie schon dem Saisonauftakt in Levi entgegen? Wird der Start richtungsweisend für die neue Saison sein?Levi werde ich nicht überbewerten, wie immer das Rennen im hohen Norden auch ausgeht. Beim ersten Rennen gibt es viele Läufer, die zunächst einmal ein Resultat erzielen wollen und auf Durchkommen fahren. Zur wirklichen, aussagekräftigen Fetzerei wird es erst beim zweiten Slalom auf dem steilen Hang in Val d"Isère kommen.
Wie wichtig ist für Sie Garmisch im Februar 2011, die erste Ski-Weltmeisterschaft auf deutschem Boden seit 32 Jahren?Natürlich hat Garmisch für mich einen ganz besonderen Reiz. Ich bin ja in Unken, nur ein paar Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, aufgewachsen. Früher haben wir immer beim Skifahren einen Pass mit dabeigehabt. Jetzt wohne ich mit meiner Familie in Wals, fünf Minuten vom Salzburger Fußball-Stadion entfernt. Beim Ausdauertraining lauf" ich die Hälfte auf österreichischem und die andere auf deutschem Gebiet.
Was ist von Ihrer Modelinie zu halten? Ablenkung vom Sport, Hobby, zweites Standbein oder gar die Basis für die Karriere danach?Ich bin immer schon gerne durch Kaufhäuser gegangen. Aus der Leidenschaft ist eine Idee und mittlerweile eine ernsthafte Aufgabe geworden. Meine Freizeitkleidung ist leistbar, auch für junge Menschen ohne dicke Brieftasche. Ich bin stolz, dass ein Sporthaus meine Produkte in sein Verkaufsprogramm aufgenommen hat.
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