Selbst drei Wochen Intensiv-Training im fernen Neuseeland haben beim rekonvaleszenten Reinfried Herbst keine Spuren hinterlassen. Das Knie des 28-Jährigen, der am 21. Jänner in Kitzbühel sein Comeback nach sechsmonatiger Pause gegeben hatte, hält dem Druck stand. Setzt der Salzburger die Aufholjagd in der kommenden Saison fort? Reinfried Herbst bei Sport1 über Ziele, Erwartungen und neue Erkenntnisse.
Reinfried Herbst, wie laufen deine Vorbereitungen auf die neue Saison?
Reinfried: Die Bedingungen in Neusseeland waren gut, Schnee- und Pistenverhältnisse in Ordnung. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so. Von daher bin ich zufrieden. Speziell für mich ist das Training bislang wirklich positiv und reibungslos verlaufen.
In Neuseeland wurde, wie ich annehme, nicht zuletzt am Material getüftelt.
Reinfried: Wir haben wichtige Erkenntnisse mit den ab dieser Saison neuen Taillierungen gewonnen. Wichtiges Feedback auf rennpräparierter Piste. Auf diesen Aussagen lässt sich aufbauen.
Intensiv-Training am anderen Ende der Welt fördert den Teamgeist?
Reinfried: Drei Wochen mit der Mannschaft reichen. Wenn man nur zusammenklebt, selbst an den freien Tagen nicht weg kommt oder Sightseeing betreibt, weil die Regeneration im Vordergrund steht, wird es mühsam. Das ist aber ganz normal. Am Ende war ich schon froh, wieder in der Heimat zu sein.
Vor Neuseeland warst du auf Einladung von A1 mit Popstarlet Christina Stürmer beim Summersplash im türkischen Antalya. Deine Eindrücke?
Reinfried (lacht): Eine lässige Veranstaltung. Keine Rede von Alkohol-Exzessen. Im Gegenteil, ich sah niemanden, der die Batterie voll hatte. Und das Drumherum mit Klubs, Konzerten usw. war sowieso genial. Für jeden Maturanten der pure Wahnsinn. Ich dachte selbst kurz daran, die Matura nachzumachen...
Wie steht es um deine Motivation für den Winter? Immerhin haben wir Spätsommer.
Reinfried: Dadurch, dass wir abgesehen von drei Tagen in einer Halle im Juli nie auf den Brettln standen, freue ich mich schon richtig. Die Latten waren seit April im Eck, eine für mich sehr lange Pause. Ich spüre wieder Biss. Die 12 Schneetage kamen mir da gerade recht.
Bist du durch den späten Einstieg 2006/2007 vielleicht ambitionierter als deine Kollegen?
Reinfried: Nicht nur deshalb. Die kommende Saison wird trotz fehlender Groß-Events interessant, weil in Hinblick auf die Gesamtwertung für mich jedes einzelne Rennen zählt. Ich beginne mit Startnummer 18, will so schnell wie möglich unter die 15 bzw. dorthin, wo ich war. Das wären die Top 7.
Welche Ziele verfolgst du in einer Saison ohne WM und Olympia genau?
Reinfried: Im Slalom-Weltcup so weit wie möglich nach vorne zu kommen. Auf eine Platzierung will ich mich aber nicht festlegen. Wie es kommt, so ist es recht. Sofern ich mein Potenzial abrufen kann, bin ich in der Weltspitze. Dafür müssen allerdings alle Faktoren passen.
Wie dein rekonvaleszentes Knie zum Beispiel?
Reinfried: Diesbezüglich geht es mir gut. Nur bei den Umfängen muss ich aufpassen. Ich mache weniger Läufe, dafür einen Tag mehr Pause als die anderen. So fit bin ich noch nicht, dass ich uneingeschränkt Vollgas geben könnte.
Könnte sich das auf diese Saison noch negativ auswirken?
Reinfried: Körperliche Fitness ist die Grundvoraussetzung. Im Vorjahr bin ich ohne Training in die Rennen eingestiegen, war nicht einmal schlecht. Diesmal bin ich ungleich besser vorbereitet. Die Chancen, den Rückstand aufzuholen bzw. den Sprung nach ganz vorne zu schaffen, stehen also gut.
Welche Dsziplinen nimmst du neben Slalom in Angriff?
Reinfried: Die Superkombi, die geplant war, lasse ich bleiben. Ich müsste Abfahrtsski usw. testen. Dieser Aufwand wäre mir für wenige Rennen ebenso wie das Risiko für mein Knie zu groß. Stattdessen konzentriere ich mich ein bisschen auf den Riesentorlauf.
In Neuseeland hast du Riesentorlauf demnach fleißig trainiert.
Reinfried: Und zu meiner großen Freude ist mir ist es dabei super gegangen. Ich war auf Anhieb schnell, bin gut am Ski gestanden, obwohl ich Riesentorlauf seit November 2005 weder trainings- noch rennmäßig betrieben hatte. Technik und Gefühl passten sofort. Meine Trainer waren sehr überrascht.
Was lässt das für diese Saison schon erhoffen?
Herbst: Einen schnellen Lauf würde ich mit Glück immer runterbringen. Das ist keine Hexerei. Wirklich zuversichtlich stimmt mich erst, dass ich mit der RTL-Technik gut zurecht komme. Ich werde für meine Weltcup-Chance arbeiten und hoffen, dass ich sie kriege.
Ein Musiker-Karriere nach Vorbild Rainer Schönfelder, um auf Christina Stürmer zurück zu kommen, planst du aber nicht...
Reinfried: Nein, kein Thema. Das Singen überlasse ich lieber anderen.
Das Gespräch führte Michael Fruhmann