Reinfried Herbst ist in Skipension! Gestern hat er beim Slalom in Kranjska Gora seine Karriere beendet. Für den Gewinner der Slalom-Kristallkugel von 2010, von neun Slalom-Weltcup-Rennen und Olympiasilber 2006 in Turin war zwar mit Startnummer 66 sportlich auf der Piste nichts mehr zu holen - viele Skikollegen und Trainer verabschiedeten ihn gebührend im Zielraum.„Es war ein traumhafter Tag gestern. Ich war überwältigt von der Abschiedstournee. Und ich sage Danke für 126 Weltcuprennen und viele tolle Freunde“, freute sich der Unkener. Reinfried, der mit zehn Jahren in die Skihauptschule und ins Gymnasium kam, sehnt sich nach 27 Jahren, „in denen ich mehr oder weniger immer aus dem Koffer gelebt habe“, nach „ein bisschen Ruhe“. „Das Slalomfahren und die Skifamilie werde ich mit Sicherheit vermissen. Aber es kommt die Zeit, wenn man körperlich merkt, dass man nicht mehr das letzte Risiko gehen kann. Dann hat man keine Chance mehr, vorne mitzufahren. Jetzt weiß ich, dass der Zeitpunkt aufzuhören der richtige ist.“
Bergauf, bergab, das war sein Karriereweg. Reinfried haderte nicht nur mit vielen Verletzungen (neun Slalom-Weltcupsiegen stehen genau so viele Operationen gegenüber), doch dadurch habe er sehr viel Lebenserfahrung gewonnen. „Mein Motto war immer: Lebensfreude und Spaß dürfen nicht vom Erfolg abhängig sein.“ Aus sportlicher Sicht hat für ihn die Slalom-Kristallkugel die größte Wertigkeit, in der Öffentlichkeit wiege die Olympiamedaille mehr. „Schön, dass ich beides habe. Ich bin sehr happy, wie alles verlaufen ist.“
Bis Reinfried sein Privatleben in vollen Zügen genießen und die Weichen für die berufliche Zukunft stellen wird, muss sich der 37-Jährige aber noch gedulden. Ende März steht eine Knieoperation an. „Ein großes Service“, sagte der zweifache Familienvater, der auf eine erfolgreiche Zeit im Skisport zurückblickt.
Nach dem Weltcup-Rennen in Kranjska Gora lud Reinfried noch seinen Fanclub zum Abschiedsessen ein: „Sie haben mich durch all die Jahre so toll unterstützt. Besonders freute es mich auch, dass die Trainer, meine jungen ÖSV-Kollegen und auch Felix Neureuther noch auf einen Sprung vorbei kamen.“
Fotos von Reinfrieds Abschiedstournee in Kranjska Gora: http://www.reini-herbst.com/de/galerie.htm